Mondtaenzerin by Cesco Frederica de

Mondtaenzerin by Cesco Frederica de

Autor:Cesco, Frederica de [Cesco, Frederica de]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet-Verlag <München>
veröffentlicht: 2013-12-14T17:00:00+00:00


23. Kapitel

Mutter sah mich an, und ihr Gesicht wurde starr. »Alessa! Was hast du denn angestellt?«

Ich saß wie angewurzelt vor meinem Teller, die Gabel noch in der Hand. Die Polizisten kamen näher, im Gegenlicht, ich sah sie nur als Umrisse, als Schatten. Ich blinzelte, legte meine Gabel auf den Tisch, erhob mich mit mächtiger Anstrengung und grüßte, wobei mir gleichzeitig in den Sinn kam, dass ich Mutters Frage nicht beantwortet hatte.

»Nichts …«, stammelte ich. »Wirklich nichts!«

»Das glauben wir eigentlich auch.« Kommissar Ellison lächelte gütig, wenn auch etwas verlegen. »Aber vielleicht kannst du uns weiterhelfen.« Er kannte uns natürlich – in Valletta kannten sich alle –, hatte er doch mit Vater die Schule besucht. Beide trafen sich gelegentlich, verzogen sich in eine Bar und sprachen über Politik. Kommissar Ellison war ein typischer Malteser, breitschultrig und stattlich, mit einem großen Kopf und hoher Stirn. Seine Augen waren freundlich, sein Benehmen untadelig. Er hatte natürlich bemerkt, dass ich nicht mehr das Kind war, das er von früher her kannte. Er wusste offenbar noch nicht recht, wie er mit mir umgehen sollte, und stellte zunächst seinen Begleiter vor: Mateo Goyen, Polizeianwärter.

»Ich bringe ihm das Handwerk bei. Kollege Goyen lernt schnell.« Ellison zeigte ein verbindliches Lächeln. »In ein paar Jahren wird er besser sein als ich!«

Der junge Mann lächelte auch, allerdings nur mit den Zähnen. Kleingewachsene, magere junge Männer mochte ich schon damals nicht. Sie haben etwas beflissen Ehrgeiziges an sich, das schnell in Hysterie umschlägt. Ich lächelte verkrampft zurück, der ganze Kiefer tat mir weh. Inzwischen bot Mutter den Besuchern Stühle an, fragte, ob sie Kaffee wollten. Keinen Kaffee, nein. Ein Glas Wasser vielleicht? Ich setzte mich auch, stumm und steif, ihnen gegenüber. Dem Polizeianwärter Goyen misstraute ich sehr. Seine Augen waren ständig in Bewegung, als ob er sich jede Einzelheit im Haus einprägen wollte. Inzwischen kam Mutter mit einer Karaffe zurück und füllte zwei Gläser. Beide Männer bedankten sich, und Ellison nahm einen langen Schluck, bevor er mit einem Räuspern das Gespräch eröffnete.

»Die Angelegenheit betrifft den Schüler Giovanni Russo, der bisher bei seinem Onkel Don Antonino wohnte und sich auf die Prüfung für das Priesterseminar vorbereitete.«

Er sah mich freundlich an.

»Alessa, du kennst ihn doch? Was kannst du uns über ihn sagen?«

Ich legte meine Hände zwischen die Knie, um sie ruhig zu halten.

»Wir gehen in die gleiche Klasse. Er ist jünger als ich… aber er konnte eine Klasse überspringen.«

Ellison schien erstaunt.

»Dann ist er also ein guter Schüler?«

»Er ist Klassenbester«, sagte ich lebhaft und mit einer Regung von Stolz.

Polizeianwärter Goyen schrieb etwas auf seinen Notizblock. Seine Anwesenheit machte mich kribbelig. Ich versuchte ihn zu ignorieren.

»Bekam er manchmal Verweise? Schlechtes Betragen? Zuspätkommen?«

»Nein, niemals!«

»Wie lange kennst du ihn schon?«

Diesmal war es Mutter, die antwortete. Ihr Gesicht zeigte einen verlegenen Ausdruck, der sich schlecht mit dem künstlichen Lächeln vertrug, zu dem sie sich zwang. Die Anwesenheit der Polizisten ließ sie spüren, dass sie in eine peinliche Geschichte verwickelt war. Eine Geschichte, mit der sie nichts zu tun hatte und nichts zu tun haben wollte.

»Wissen Sie, Kommissar, die Kinder sind zusammen aufgewachsen.



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